Semmelknödel mit Sauerkraut und Geselchtem [Anmerkungen der Redaktion: Kasseler auf Deutsch]. Mein Lieblingsgericht beim Martenilli auf der Leber. Ein Wirtshaus in der Nähe von Graz, in der Nähe meiner Kindheit und ganz weit entfernt von all dem, was wir heutigen öko-bio-Slowfood-Foodblogger-Streetfood-vegan-Foodporn-Terroir- Handcrafted-Affen leben.
Daran denke ich gerade, als ich unter meiner Küchenlampe sitze.
Nicht, dass dies eine begeisternde Ausnahme ist. Aber sie ist Protagonist für die Blogparade von Dorothée zum Bloggeburtstag. Die Lampe stammt aus der Steiermark – Nähe Deutschlandsberg – und leuchtet weiß-grünes Licht. Auf dem Tisch darunter dampfen selbstgemachte Semmelknödel, Gesechltes und Sauerkraut.
- Frittaten-, Lungenstrudel- oder Leberknödelsuppe
- Wiener Schnitzel
- Paris Schnitzel
- Cordon Bleu
- Geselchtes mit Kraut und Knödel
- Bauernschmaus
- Schweinsbraten
- Gebackener Fisch
- Bananenkuchen
Es ist wohl die erste schriftliche Ausformulierung der Speisekarte von Herrn Martinelli. Es gibt nämlich keine. Es gibt auch keine Getränkekarte. Wer nach den Weißweinen fragt, der kann zwischen Weiß- und Rotwein entscheiden. Wer vegetarisch möchte, isst eine Salat. Herr Martinelli betreibt hauptberuflich eine Landwirtschaft, hat Hände wie Schraubstöcke und sein Bauch läuft vorweg wie Mercedes-Stern. Nichts weniger, nichts mehr. Einfach geil.
Aber das ist meine Kindheit. Wirtshäuser in der ganzen Steiermark in den Teller nicht zum Anrichten, sondern zum Beladen mit Kilogrammen von Tiefkühlpommes und -gemüse genutzt wurden. Wo Köche nach ihr Ego am Revers trugen und nicht televisionär plattgebügelt waren. Eine Zeit ohne Knödelcarpaccio, Stücke vom Weiderind, Dreierlei Huch an Hach oder Kürbisrisotto mit Bärlauchkrokant. Wo Fusionsküche rein die Getränke betraf.
Nun denn. Lasst uns Hubert von Goisern lauschen
und Knödel formen. Für ca. 7 Knödel benötigt man folgende Zutaten:
- Sonnenblumenöl
- 100 g Zwiebel
- 250 ml Milch
- 250 g Knödelbrot
- Salz
- Petersilie, Majoran
- 3 Eier
Zwiebel schälen und klein würfeln, im Öl goldig anbraten. Milch dazugeben und kurz aufkochen lassen. Knödelbrot in einer großen Schüssel versenken, Milch und Zwiebel dazugeben. Mit einem Kochlöffel gut durchrühren. Salzen und frische Petersilie sowie Majoran (ggf.) addieren. Auskühlen lassen, kurz was anderes machen. (Wie über die gute alte Zeit nachdenken.)
Die Eier reinwürfeln und alles gut durchkneten und zusammengepresst kurz ruhen lassen. Um im Anschluss mit nassen Händen Knödel mit 140 g Lebendgewicht zu formen. Kochendes Salzwasser kreieren und Knödel darin 15 Minuten lang kochen lassen. Mit Sauerkraut und Geselchtem anrichten. Dazu schmeckt Weißwein.
Und damit ziehe ich auch den Hut vor Dorothée und 4 Jahren an der Foodblog-Front!
P.S.: Das Rezept läuft ebenfalls in der Rubrik ‚Kochen mit Kindern‘.