Lange stand er vor der Gemüseregal und stammelte die Erinnerungen an den Biologieunterricht herunter. Was es immer auch war, es war lang und interessant und bizarr. Folglich schnappte er sich die Stengel und hielt sie wie einen Blumenstrauß unter die Nase des mediterranen Gemüsedealers.
„Isses Löwenzahn.“ „Wie koche ich Löwenzahn?“ „Wasser, Kochen, Rausnehmen, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Essen.“ „Aha.“
Wasser aufstellen hatte er schon öfter geübt, schneiden konnte er ebenso und Salz von Zucker zu unterscheiden war seit längerer Zeit kein Problem. So kochte also das Wasser zu einem Meer als der Löwenzahn, geschnitten und geputzt, seinen ersten Kopfsprung seines Lebens vornahm. Er sprudelte für zwei Minuten im Meer während er seine Küchenkelle anspitze und sich bereit machte. Nach zwei Minuten hob er den Löwenzahn auf einen Teller, goß ihn mit einem fetten Schwal Olivenöl ab und trocknete die Lachen mit grobem Salz und etwas Pfeffer.
Das Ganze genoßen die beiden als Beilage aber auch nur mit einem Brot. Die Gedanken schwebten Richtung „Spürst du das Gras“
und er hatte auch den Kölner Flughafen im Hirn, an dem er zur FaschingsKarnevalszeit 13 Stunden Aufenthalt wegen Schneefalls in München hatte. Dies war die Zeit, als man noch keine Vulkane in Island namentlich kannte, und Flugzeuge noch regelmäßig abhoben. Dort besorgte er sich, nachdem er den kompletten Zeitungsladen ausgelesen hatte und die durchschnittliche Jeckenzahl ermittelt hatte das Kochbuch der Anonymen Köche. Fast hatte er es wieder vergessen, doch dann kam im das spartanische Abendmahl wieder in den Sinn, das er dann gleich dem Löwenzahn an einem weiteren Tag zugedeihen lies. Man kann ja nie wissen und nicht genug testen und es für gut befinden. Denn er war nun mal der kulinarsche Strippenzieher.