Löwenzahnzieher

Lange stand er vor der Gemüseregal und stammelte die Erinnerungen an den Biologieunterricht herunter. Was es immer auch war, es war lang und interessant und bizarr. Folglich schnappte er sich die Stengel und hielt sie wie einen Blumenstrauß unter die Nase des mediterranen Gemüsedealers.

„Isses Löwenzahn.“ „Wie koche ich Löwenzahn?“ „Wasser, Kochen, Rausnehmen, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Essen.“ „Aha.“

Wasser aufstellen hatte er schon öfter geübt, schneiden konnte er ebenso und Salz von Zucker zu unterscheiden war seit längerer Zeit kein Problem. So kochte also das Wasser zu einem Meer als der Löwenzahn, geschnitten und geputzt, seinen ersten Kopfsprung seines Lebens vornahm. Er sprudelte für zwei Minuten im Meer während er seine Küchenkelle anspitze und sich bereit machte. Nach zwei Minuten hob er den Löwenzahn auf einen Teller, goß ihn mit einem fetten Schwal Olivenöl ab und trocknete die Lachen mit grobem Salz und etwas Pfeffer.

Das Ganze genoßen die beiden als Beilage aber auch nur mit einem Brot. Die Gedanken schwebten Richtung „Spürst du das Gras“

und er hatte auch den Kölner Flughafen im Hirn, an dem er zur FaschingsKarnevalszeit 13 Stunden Aufenthalt wegen Schneefalls in München hatte. Dies war die Zeit, als man noch keine Vulkane in Island namentlich kannte, und Flugzeuge noch regelmäßig abhoben. Dort besorgte er sich, nachdem er den kompletten Zeitungsladen ausgelesen hatte und die durchschnittliche Jeckenzahl ermittelt hatte das Kochbuch der Anonymen Köche. Fast hatte er es wieder vergessen, doch dann kam im das spartanische Abendmahl wieder in den Sinn, das er dann gleich dem Löwenzahn an einem weiteren Tag zugedeihen lies. Man kann ja nie wissen und nicht genug testen und es für gut befinden. Denn er war nun mal der kulinarsche Strippenzieher.

Saures mit Huhn auf Scheiben und Stielen

4 pro Stange, 50 Stangen pro Wochenende, ja er hatte als Spießer bei der Restaurantfachkette Wienerwald weit gebracht. Ob diese ihren Niedergang seinem Abgang zu verdanken hatte konnte er sich nicht mehr entsinnen, aber der Tatsache, dass er noch immer Gusto auf Hühner hatte. Wenn Madame also regelmäßig die Frage nach der Ernährung am Wochenende stellte, kamen ihm immer wieder die Schenkel, Flügel und Brüste wie in einem Varieté geistig hoch. Und so war es nur mehr ein kleiner Schritt zur Feinkostverkäuferin ihres Vertrauens voll Toupet und dem Gemüsehändler voll Wahnsinn und mediterranem Zungeneinschlag.

Nach der Wahl der entsprechenden Musik

und dem Einverständnis der mithörenden Nachbarn ließ er die Schenkel tanzen. Wie er es gelernt hatte, legte er das Huhn auf den Rücken, schnitt mit einem scharfen Messer die Brust entzwei und spaltete den Rücken entlang des Grades. Die eine Hälfte wurde aufgerichtet und unter dem Flügel halbiert, um den Schenkel abzutrennen und den Flügel von der Brust zu befreien. Nach dem feinen Schnitt kümmerte er sich um die Couverture. Dazu rieb er die Zitrone die Schale von der Haut, schnitt Chilis körnige, hackte Rosmarin, schnitt Salz und Pfeffer klein, schmeckte mit Honig ab, zerstückelte minimalst Ingwer und haute fest auf die Pauke.

Sie hatte bereits ihr Samuraischwert aus dem Volkshochschulkurs gezückt und schnitt Gemüse klein: Kartoffeln mit Schale in Scheiben, Karotten in Stiele, Zwiebel in Viertel, Zucchini und Zitronen ebenfalls in Scheiben und enthäutete die Knoblauchzehen. Das ganze formte in einem feuerfesten Behältnis eine Einheit und wurde mit den Hühnereinzelteilen belegt, mit Olivenöl übergossen und mit Bratgewürz, Chilipulver, Salz, weißem Pfeffer und Rosmarin zugedeckt. Die Hände in der Mischung, massierte er das atomisierte Huhn sowie das Gemüse und machte es zu seinem pikanten Geschmacksträger. Die Hühnerteile legte er mit Hautseite nach unten oben auf und verfrachtete das Ensemble in den vorgeheizten Backofen, wo es bei 200 °C Sonnenbank-Flavour aufnahm.  Nach ca. 20 Minuten nahmen die beiden das Huhn aus dem Ofen, wendeten die Schenkel, Brüste und Flügel und bestrichen die Hautseite mit der vorbereiteten Couverture. Zurück im Ofen war es an der Zeit Farbe aufzunehmen. 

 Fingerfood voll Wollust und Geschmack nagten die beiden Knochen ab und rollten Zitronenräder über die Teller während Jay-Z den letzten Ton  traf.

Ein netter Gedanke ist es, die Haut des Huhnes bei der Zubereitung (nicht ganz) vom Fleisch zu trennen und die Couverture oder die Zitronenscheiben oder den Rosmarin, Knoblauch, whatever geschützt einzuarbeiten und so etwaige verbrannte Stellen zu vermeiden und die Haut des Huhnes zu betonen. Auch kann für ein derartiges Huhn fast jegliches Gemüse verwendet werden: Kohlrabi, Fenchel, Lauch, Pilze, Tomaten, Autoreifen, Bierfilze …

Grillage mit der Bagage, Entenfüße inklusive

Grillen ist die Veranstaltung neben einem Segeltörn oder der Besteigung eines Achttausenders, die man nur mit sehr netten Bekannten, also der coolen Bagage durchziehen sollte. Ansonsten beginnt der Zank über Bauchspeck, Grillanzünder und warmen Dosenbier, da meist zu viele Alphagriller auf zu engem Raum die Grillzangen schwingen. Zum Chillen erst mal die passende Mucke, zum wiederholten Mal, aber es ist ja mein Blog: Massilia Sound System

Mit dem Erwerb ein, es 7.- Grills, farblicher passender Kohle, coolen Grillanzündern aus recyclten russischen Weltraumschrott und passenden Metalltazerl (Metalltassen fürs Essen) wurde ein Meilenstein der kulinarischen Beziehung zwischen Schwarzthoughts und Madame gesetzt.

Alles in 500 Taschen ging es der Sonne entgegen an den Flaucher in München.

Grillen_Isar_hoch

Doch das coolste Grillen kann nur flashen, wenn der passende (Martini)Aperitif im (Plastik)Glaserl

Grillen_Kühlschrank

und der Nachschub sowie die Melone in der Isar schwimmen.

Grillen_Kühlschrank_02

Nach dem Entfachen des Glühen auf den Wangen durch das Auslassen von Sonnencreme und der Kohlen auf dem Grill durch die Verwendung von Feuermaterialien geht es daran die passende Mitbringsel als Entrée zu öffnen: am besten Tsatsiki, Tomaten- und Nudelsalat, Karottensalat in unseren Fällen.

  • Für das Tsatsiki eine Salatgurke massakrieren, mit viel Knoblauch, Salz, Pfeffer, Olivenöl und Joghurt abmachen.
  • Tomaten ebenfalls nach Wunsch teilen, mit einer Vinaigrette (Salz, Pfeffer, Senf, Honig, Essig, Knoblauch und Öl in ausreichender Menge) anrichten und genießen.
  • Nudelsalat sind persönliche Ausrucksmöglichkeiten. Schön war die Variante mit jungen ungekochten grünen Bohnen, Paprika und einem Schuss Kernöl.
  • Die Karotten vierteln (der Länge nach) und kurz in heißem Wasser kochen, anschließend in kaltem Wasser abschrecken. Für die Marinade Salz, Pfeffer, Senf, Honig, Knoblauch in einer Schüssel versammeln, mit einer Gabel im Kreis tanzen lassen und die Karotten lauwarm hinzufügen.

Zum kulinarischen Aufwärmen beginnt das Grillen mit einer vegetarischen Runde: alles was nicht auf „Fleisch“ hört wird gerädert und auf eine Grilltasse geworfen.

Grillen_Gemüse

Mit einer Mischung aus Öl, Knoblauch, Rosmarin & Chili bepinselt harmoniert die Vitamintasse ausgezeichnet mit einem Grillkäse wie Halloumi. Dazu passt wunderschön ein Bissen Brot, Tsatsiki und Salate.

Dem Vorgang, dem Hauptgang für die Vegetarier der Bagage, folgt die Fleischtasse.

Grillen_Fleisch

Schöne Steaks selbst mariniert – Öl, Chili, Knoblauch, Kräuter, Whisky – Bratwürstel, ganze Schweine, Ripperl, Fisch … nur her damit. Bis zum Chutney schaffe ich es kommendes Jahr, heuer war es einmal wichtig die Basics in Eigenregie auf die Reihe zu kriegen. Wichtig ist der hemmungslose Einsatz von Rosmarin, Knoblauch, Chili oder Zitronenthymian sowie das feierliche Ablöschen des Fleisches mit Zitronensaft. Siehe auch hier die Kombinierfähigkeit der verschiedenen Zutaten: Zitrone für den Grill und den Martini.

Die Nachspeise ist der sehr empfehlenswerten Zeitschrift Efilee entlehnt:

Grillen_Melone

gegrillte Wassermelone mit Chili allerdings ohne Honig, da diesen keiner tragen wollte. Geschmacklich als Wasser- oder Zuckermelone sehr geil und mit der Schärfe und Hitze faszinierend, kann mit diesem Gang alle Hobbygriller rundherum – und davon gibt es reichlich – finallement dissen.

Zum geschmacklichen Flashmob an der Isar passen Weißwein, Bier, Martini und Bowle. Ansonsten aber auch alles, was sich so tragen lässt. Die Story mit den Entenfüßen ist auch noch nicht raus. Aber irgendwann dressier ich mir ein Tier um wirklich herauszufinden, ob die kalte oder warme Füße haben.

92,8 Kilo oder das Gewicht eines Food-Blogs – Version Frau II

Die kulinarische Vielfältig in der trauten Zweisamkeit ist unendlich. Dies liegt an der Freude beim Einkauf von Madame und meiner beim Mixen aller erdenklicher Zutaten.

Passende Untermalung für den kulinarischen romantischen Abendklassiker ist Amy Winehouse:

Kleingehackte Zwiebel und Schinkenstreifen (auch gerne Garnelen, Speckwürfel oder Otternasen) in Olivenöl andünsten, mit Crème Fraiche ablöschen, salzen, pfeffern und weitere lustige Kräuter die zur Verfügung stehen untermixen. Brokkoliröschen – vorher im heißen Wasser für eine Minute blanchiert – unterrühren sowie gekochte Nudeln additieren. Die Kombo miteinander bekannt machen und anrichten. Käse drüber und mit einem Augustiner verschlingen.

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Passen dazu einen grünen Salat mit Orangen reichen. Das Dressing bleibt Geschmackssache – in diesem Fall Kürbiskernöl – ebenso wie die Tatsache, dass man noch Nüsse oder Gorgonzala additieren könnte.

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Easy come, easy go. Am beste während des Kochvorgangs gleich noch den Spülvorgang integrieren und man braucht sich in der Früh für keinen Scheiß genieren.