„Willst du mich verarschen?“ schallte es durch die Sprechmuschel. „Nein, Rindfleisch und Knochen.“ Die 60 jährigen auftuppierten Verkäuferinnen des Metzgers ihres Vertrauens wussten Bescheid und packten vor ihren staunenden Augen die Knochen ein. Es ging um Rindssuppe und diese zieht ihren Geschmack unter anderem aus Knochen. Die Knochen klapperten mit dem Rindfleisch im Sack als sie siegesgewiss nach Hause ging.
„I lost my love in a hurricane“ hämmerte es durch die Küche, als es an die erste gemeinsame Rindssuppe der beiden ging. In der briefmarkengroßen Küche mit adäquatem Geschirr wurden die Elementarteilchen einer Rindssuppe auf zwei Töpfe verteilt:
– Rindfleisch zum Kochen
– Knochen
– Schwarzwurzeln, Petersilie, Pastinaken, Sellerie, Lauch, halbierte Zwiebel in Schale, Karotten und Kohlrabi (einfach alle Gemüsesorten die ein Seepferdchen-Abzeichen oder ähnliches im Schwimmen hatten, wobei auch die vorgefertigten Suppengrün-Schwimmstaffeln aus dem Supermarkt ausreichend Potential besitzen)
– Pfefferkörner, Salz, Lorbeerblätter
Die gesamte Kompetenz wurde mit Wasser aufgegossen und mit Eierschalen gekrönt. Dabei hatte er noch den Satz von Mr. Föhni im Ohr „Eierschalen verhindern die Schaumbildung auf der Suppe.“ Ob Humbug oder Trugschluss, mit den tanzenden Eierschalen auf dem Rindermeer gingen die beiden hin und rollten die Rollos aller Fenster auf, damit sich all diese beschlugen und die Nachbarn Stoff zum Reden hatten.
In der Suppe liegt die Kraft für diesen Sonntag als sich beide an die Frittaten machten. 2 Eier, deren Schalen in der Suppe tanzten , 250 ml Milch, 125 g Mehl , Salz, Pfeffer und ein Strauch Petersilie nahmen in einem Meßbecher Kontakt mit dem Stabmixer auf und wurden technisch feinfühlig in der Menge ihrer Einzelteile zu einer Mischung gedatet.
In einer beschichteten Pfanne wurde Öl ausgegossen und wieder in einer Tasse aufgefangen. Sie hatte den Schöpfer in der Hand und verteilte die Frittatenlösung mengengerecht in der Pfanne, schwenkte, wartete, wuchtete, loopte, wendete, fing auf, wartete und parkte die fertige Palatschinke auf einem Teller. Dann goß er das Öl aus der Tasse wieder in die Pfanne, sie verteilte, goß zurück und das komplette Prozedere wiederholte sich zwei Duzend Mal zu „Highheels“.
Fertig war die Chausse, die Frittaten in ungleichförmige Streifen geschnitten und die Suppe abgegossen. Das Gemüse wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und der Suppe wieder geschenkt.
Der Rest ging den Weg alles weltlichen und landete im Müll.
Aus der Suppenküche wurde am ersten Abend allerfeinste Rindssuppe mit Gemüseeinlage und Frittaten in Kombination mit gekochtem Rindfleisch in riesigen Schüsseln ausgeschenkt. Sollte das Gemüse nur mehr in semifester Konsistenz auftauchen, dann besteht noch immer die Möglichkeit frisches Gemüse in Stiften, Scheiben oder Quadern kurz mit zu kochen und knackig auf den Tisch zu bringen. So hatte es die Schwägerin in Perfektion demonstriert.
Gute Österreichische Küche wurde aus der Kombination am zweiten Abend zelebriert. Das gekochte Rindfleisch wurde aufgeschnitten mit Wurzelgemüse (Karotten, Sellerie und all ihre Freunde), Salzkartoffeln und einer fetten Brise Kren/Meerrettich aufgetischt.
Keine Knochenarbeit waren sich die beiden einig, als sie das Ergebnis verkosteten und den Rest einfroren. Die Scheiben waren wieder klar und den Nachbarn wurden mit einem fetten, genussvollen Grinser zugeprostet. Gott, wie ich das liebe dachte der sich.