Ist da Pferd drinnen?

Im beruflichen Kleinteam spielen sich die größten Dramen und besten Komödien ab. Grundsätzlich sollte man berufliches und privates trennen; da das Leben allerdings keine Trennkost ist, fand sich mein berufliches Umfeld bereits zu diversen lukullischen Genüssen zusammen. Nach Raclette, BBQ, Thaicurry und tschechischen Antipasti, eingelegt in Becherovka, ging es nun daran österreichisch zu bewirten.

Das Menü bestand aus Käferbohnensalat mit Kürbiskernöl und einem Fiakergulasch. Zur musikalischen Untermalung bietet sich ein österreichischer Klassiker von Kurt Sowinetz an:

Sollten die Käferbohnen getrocknet sein, diese für 24 Stunden in Wasser einlegen und dann in Salzwasser kochen, bis diese bissfest sind. Die Käferbohnen mit Essig und reichlich Kernöl abmachen, Zwiebel und Knoblauch addieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Am besten als Vorspeise servieren.

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Für das Gulasch schneide man – wie in diesem Fall für acht Personen – zwei Kilo Zwiebel klein, bis die Augen leuchten wie Bremslichter. Man nehme die gleiche Menge Gulaschfleisch (egal ob Schwein, Kalb, Pferd oder Gnu, Hauptsache eine Sorte wegen der Kochzeit), tupfe sie trocken oder auch nicht und brate die in Würfel geschnittenen Stücke in reichlich Sonnenblumenöl in einem großen Topf an. Nach erfolgreicher Bräunung der Fleischstücke auf zumindest drei Seiten, werden diese zum chillen beiseite gelegt und die geschnittenen Zwiebeln nehmen ihren Platz im Topf ein. Die Zwiebel glasig dünsten, mit Paprikapulver, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Chilli und geriebenen Kümmel in ausreichender Menge bekannt machen. Wie gesagt, hier wird für acht Personen groß aufgekocht, weshalb auch mit den Zutaten nicht zu sparen ist. Das Fleisch wieder zuführen und dann dünsten lassen, bis sich alles in Wohlgefallen und Gulasch zersetzt. Alternativ kann man auch noch ca. 1 Liter Rindssuppe ins Spiel nehmen und die Komposition ausdünnen. Dann wird es eher zu einer Suppe, wie in meinem Fall.

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In der Zwischenzeit hat man sich schon dem nächsten Bestandteil gewidmet: dem Serviettenknödel. Dazu eine Packung Toastbrotscheiben von der Rinde befreien und mit ca. 0,5 Liter warmer Milch für ca. 30 Minuten ruhen lassen. Gehackte Petersilie, Eier (ungefähr vier Stück), Salz, Pfeffer, Speck (bei Bedarf) und xxx einrühren und die ganze Masse zu einem Fest für die Finger werden lassen. Auf einer Klarsichtfolie wird der Patz dann zu einer Wurst aufgereiht – wer auch immer Zigaretten gedreht hat, ist hier von Vorteil – und an den Enden verschlossen. Darüber kommt noch eine Schicht Alufolie. Wem dies zu alternativ ist, kann den konservativen Weg nehmen und eine Serviette/Geschirrhangerl hernehmen. Das Kunstwerk in heißem Wasser für ca. 25 Minuten kochen bis die Konsistenz vom Halbflüssigen ins Feste übergegangen ist. Da ich diesen Moment nie erreicht habe, wurde in dieser Hinsicht von mir geschummelt: ich habe die Verpackung einfach aufgerissen und aus der langen Wurst kleine Knödeltaler geformt, die ich abgebraten serviert habe.

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Als weitere Beilage zum Fiakergulasch werden Wienerle/Frankfurter, Spiegeleier und Essiggurkerl gereicht. All dies macht ein herrliches Fiakergulasch aus. Wichtig ist, die Gurkerl aufzufächert. Dazu mache man aus einem zwei und schneide die Hälften in kleinen Abständen ein ohne sie ganz durchzusägen. Dann mit der flachen Hand aufdrücken und fächern.

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Passende Getränke: zur Vorspeise ein herrlicher Schilcher aus der Weststeiermark, zur Hauptspeise irgendein Bier, Hauptsache Bier und zum nicht vorhanden Dessert ein Schnaps oder Whisky zur Verdauung.

Dies war mein erstes Gulasch und einige Punkte sind festzuhalten:

  • beim Zwiebelschneiden kann man irgendwann nicht mehr weinen
  • dafür riecht man auch noch Tage danach nach Zwiebeln
  • nimm lieber zwei mittlere Töpfe, als einen großen, in dem du nie mehr umrühren kannst
  • addiere nur Suppe wenn du Suppe willst
  • Knödel muss ich noch üben
  • Ich habe noch immer nicht die Unkosten verrechnet
  • ja Lukas, man kann auch ein Pferd hineinschneiden; nur woher kriegen ist die Frage
  • ja ModeZampano, die Fotos sind noch immer Schrott

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130 Jahre Erfahrung – Vision 1.0

Da mein Vater noch nie gekocht hat und ich während den Feiertagen maximalen einen Kaffee zubereite, machen wir uns die folgenden zwei Wochen auf eine steirische Schmankerltournee:

Den Beginn machte am 25. Dezember die Altsteirische Schmankerlstube im Herzen von Graz, ein Lokal, das man ruhig aufsuchen kann, wenn sonst nichts offen hat. Der große Schwachpunkt ist die ständig gleiche Speisekarte, die von einer gastronomischen Kreativität unter dem Nullpunkt zeugt.

Als Entrée wurde eine Knoblauchrahmsuppe gereicht. Der Seniortester griff zu einer „Gegrillten Hühnerbrust auf Kräuterschaum mit Sesamkrustenkartoffelbällchen (oder so ähnlich)“ als Hauptspeise,

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während der Filius sich mit einem „Gekochten Rindfleischscherzl mit Kürbisgemüse und Kartoffeln“ schadlos hielt. Passend dazu wurden zwei grüne Salate mit Kernöl serviert.

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Die passende Getränkebegleitung beinhaltete Puntigamer Bier, Weiße Mischungen, ein Achterl Sauvignon Blanc von Polz und ein Achterl Chardonnay von ???. Wobei letzterer wohl schon länger in der Flasche chillte.

In der Kernölwertung für guten Geschmack verteilen die objektiven Tester 5/10 Punkten, die Dirndlwertung für gutes Service bringt 8/10 Punkten und die finale Wertung für das umbedingte Besuchen für den Wertenb Leser bringt 6/10 Punkten.

Passende Musik: Fürstenfeld von STS, da es sich um das passende Lokal für Touristen und Steirer handelt, die wieder eine erste Dosis sterische Kulinarik brauchen, aber nicht zu viel, da es sonst eine Überdosis wäre.

Kulinarische Realitäten

Food Blogs versuchen das Beste aus Küche und Keller darzustellen, wirken dabei aber oft zu clean und steril. Vor allem wird dabei oft der Humor und die Alltäglichkeit vergessen. Da ich kein Profikoch bin, noch die Zeit habe Kochbücher zu wälzen, sondern einkaufe kurz bevor der Supermarkt zusperrt und meist aus Vorräten koche, kann ich diese Ansprüche von Haus aus nicht erfüllen.

Der Hintergrund dieser traurigen Geschichte sind die drei Artischocken, die ich heute in meiner Küche mit dem Hinweis „Die kochen wir am Sonntag“ fand:

Es gibt zwar einige Sachen, die ich noch nie gekocht habe – Hunde, Quallen, Zapfen, Vogelnester oder Kochbücher – aber Artischocken werden eine ganz besondere Herausforderung darstellen, über die ich später noch schreiben werde.

Der wahre Hintergrund dieses Eintrags sind aber nicht die neuartigen kulinarich hochwertigen Artischocken, sondern das spartanische Resterlessen, das an diesem Fußballabend gekocht wurde: Fertigtortellini unbekannter Herkunft mit einer individuellen Sauce der Überreste:

Man nehme eben beschriebene Fertigtortellini (2 Packungen) für die Fertigtortellini und koche diese in Salzwasser. Für die Sauce die restliche Salami (keine Mengenangaben möglich, je nach Geschmack), eine kleine kleingehackte Zwiebel, eine Knoblauchzehe, zwei Chillischotten und brate diese in dieser Reiehnfolge mit etwas Butterschmalz an. Dann addiere man geschälte Tomaten aus der Dose, etwas Weißwein aus dem Kühlschrank (oder was da ist: Rotwein, Sekt, Bier, Schnaps oder Whisky) und schmecke mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und einer vorhandenen Kräutermischung ab. Fertigtortellini abseien und hinzufügen. Umrühren und fertig ist der Fußballschmaus:

Passendes Getränke: Himbeersirup (wegen des Weinanteils in der Sauce)

Passende Musik:

Passend zu diesem Eintrag quälen mich hinsichtlich eines früheren Eintrags Schuldefühle. Ich hatte in einem früheren Beitrag über eine bestimmte amerikanische geschrieben, in der nur Fastfood zubereitet wird. Dies ist nicht wahr, wie folgende Fotos belegen: http://flickr.com/photos/rena5/2943738330/. Die einzelnen Zutaten des Currys kann ich nicht erkennen, aber sollte Intersse bestehen, dann frage ich gerne nach.

Passendes Getränk: Bier

Passende Musik:

Retro Turnier Stuttgart

Schlimmer als ein Haufen Schmutzwäsche ist ein Blogeintrag, der nicht rechtzetig Online gegangen ist. Diesen stelle ich aus Respekt vor meinem Team und den Organisatorn des Stuttgarter Retro Cups dennoch gerne zeitverzögert online:

Als passionierter Fußballfan sollte man auch selbst das runde Leder von Zeit zu Zeit treten. Dies wird bei mir durch die Tatsache erschwert, dass meine Füße nicht meine schnellsten Körperteile sind und deren  Technik von meinen Händen in den Schatten gestellt wird.

Ein schöner Moment zum Ausleben meiner Passion war der Retro Cup in Stuttgart am 9. August. Acht Teams stellten sich der Herausforderung, Fußball wieder weg von Fahnenschwenkern, Aperoltrinkern in VIP-Logen und rosaroten Fußballschals hin zu Schweiß, Tränen und dem Staub eines Kunstrasens zu führen.

Nachdem Günther Schäfer uns den letzten Glauben geraubt hat, dass alle Fußballer etwas im Hirn haben, … Das Team „Wurst Ullis Millionentruppe“ war mit knapp acht Mann und einem unstillbaren Durst nach Erfolg angetreten. Die bunte Mischung hatte es aber schwer gegen die „Springbocks“, „Die linke Hand Gottes“ und der Mannschaft deren Namen ich vergessen habe.

Nach 11 bekommenen Toren, mein Eigentor mitgerechnet, und einem sebst erzielten, war die Vorrunde schon überstanden und wir konnten uns dem günne’s und dem brauch des Stiefeltrinkens widmen.

Kulinarisch gesehen war der Ausflug nach Stuttgart ein Highlight: Sauerbraten mit Spätzle, bizarre Palatschinken-Kreation als Dessert und der erste Tag seit sicherlich zehn Jahren ohne einen einzigen Kaffee. Das Lokal fürs Abendessen möge mir verzeihen: so gut wie das Essen, so beschissen war der Kaffee, weshalb ich letzteren und den Namen des Lokals vergessen habe.

Liedgut für den Ausflug und für alle diejenigen, die noch nie einen Stehplatz in einme Fußballstadium innehatten: Seven Nation Army von den White Stripes: http://www.youtube.com/watch?v=ksYcqdJef1o&feature=related. Ein wunderbarer Beitrag aus einer wunderbaren Stadt.