Fußball ist eine Zucchini

Sie fuhr mit dem Kran nach oben, verdeckte mit ihren Mikrofonhaltern eines Münchners Radiosenders die Großbildleinwand. ‚Und jetzt alle zusammen: FC … FC … FC …‘ brüllte sie. Public Viewing ist eine schwere Kost.

Über Fußball zu schreiben obliegt den Besten und den Schlechtesten.  Und den (ehemaligen) Neueinsteigern und den Fetischisten. Es gibt ganze Bücher und pinke Fanschals. Nachdem ich aber in den vergangenen Wochen zahlreiche einschneidende Fußballereignisse erlebt habe, muss auch ich meinen Senf dazu geben. Nach einem Auswärtsspiel bei West Ham, Heimspielen beim VFB und Augsburg sowie dem Public Viewing Wahnsinn beim Champions League Finale und der Europameisterschaft ist es an der Zeit Musik aufzulegen:

Dann suche man folgende Zutaten zusammen:

  • 2 gelbe Zucchini
  • 1 große Knoblauchzehe (Größe steht hier als Platzhalter für individuell)
  • 50 g Emmentaler oder Grana Pandano
  • Olivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • 500 g Pasta (je nach Geschmack)

Die Zucchini kleinst schneiden, ebenso den Knoblauch. Eine Bratpfanne mit einer ordentliche Portion Olivenöl erhitzen, Knoblauch zufügen, anbräunen lassen. Zucchini zufügen und sanft bräunen lassen. Den Garprozess mit einem Schuss Wasser unterbrechen und auf kleiner ‚Flamme‘ für ca. 30 Minuten weitergaren lassen.  Dann die Zucchini mit einer Gabel zergatschen und den Käse einschmelzen lassen. Mit Salz und Pfeffer bei Bedarf würzen. Gekochte Pasta untermengen und genießen.

Dazu passt wohl am besten ein Mischbier (Pils und Dunkles Bier gemischt).

Mitten zwischen 60.000 Augen mit Tränen oder 20.000 Augen  mit Freudentränen – der Unterschied ist nicht wichtig. Die Emotionen zählen. Ob Liebe oder Hass, kaum eine ‚Sport‘ erlaubt derart inflationäre Gefühle. In einer Arbeitswelt, die einem Kontrolle und Höflichkeit abverlangt ist das die Krönung. In einer Welt voller Anzüge, Kostüme und enger Hosen machen das Trikot der Nationalmannschaft und eine Perücke Könige. Dann sind maximal Béla Rhétys Kommentare des Narren neue Kleider. Du hast die Möglichkeit eine Bierdusche zu nehmen, 48 Stunden mit dem Bus zu fahren und eines auf die Fresse zu kriegen. Fortsetzung unendlich …

Im Endeffekt ist Fußball eine Zucchini. Sie bietet jedem die Möglichkeit viel und wenig damit anzufangen, hat eine gewisse Ästhetik und wenig Geschmack. Sie wird das ganze Jahr im Handel angeboten und reflektiert den von oben vorgegeben Massengeschmack. Die Zucchini hat eine schöne Form und kann weltweit von jedem erworben werden. Und kann anarchistisch ausgelegt werden, da sie sehr viel Punk in sich trägt.

Die Inspiration für dieses Rezept stammt vom wunderschönen Blog www.ziiiikocht.at.

Sie fuhr mit dem Kran nach unten und wieder hoch und hatte die Zucchini noch immer nicht verstanden. ‚FC … FC … FC …‘ hallte es in meinem Kopf als ich verzweifelt nach einer Zucchini zum Schmeißen zwischen 60.000 Füßen suchte.

Offenbarungseid:

  1. Ich stehe für verschiedene Clubs in der Kurve und singe: FCA, VFB und West Ham. Für den Sk Sturm gehe ich durch die Zucchini.
  2. Ich bin ein Public Viewing Misanthrop.

Grün ist die Hoffnung

Sie kamen vom Grillen und hatten sich die Würste in einer Trilogie von Saucen wie Löwen ganze Bisson-Herden einverleibt.  Das Fett klebte noch an den Mäulern als der Hunger am nächsten Tag wieder angaloppierte und sie daran erinnerte wie ergiebig die Nacht war.

Nach der Orgie aus Hufen folgte die Völlerei in Grün: Sie hieb, er hackte, sie schnitt, er pürierte.  Aber zuerst erhitzen sie salziges Wasser für die Nudeln und wurden rot. Die fleischigen Tomaten aus „Bella Italia“ wurden jungfräulich zersägt und auf einem flachen Teller mit Salz, Pfeffer weißem Balsamico und dem besten Olivenöl aller Zeiten angerichtet.

Der Salatkopf wurde max-mosleysiert, kleingerupft und in einer Vinaigrette aus Apfelessig, Kernöl, Senf, Salz und Pfeffer seiner letzten Vollendung nähergebracht. Hier brachte sie Technik ins Spiel als der Mixer aus der Garage geholt wurde, während er den Teilchenbeschleuniger bestückte. Dazu wurden Pinienkerne mit Grana Pandano vermengt, eine Chilischote in ihre Teile verfeinert, Zitronenzeste in kleiner Menge gewonnen, zwei Knoblauchzehen gehäutet, zwei Buschen Basilikum entstängelt und die Blätter einander vorgestellt. Neben den Einzelteilchen kamen noch eine gute Prise Salz und Pfeffer, verschiedene italienische Kräuter aus dem Heimgarten und Olivenöl dazu. Mit dem Mixer einmal durch die kulinarische Nation und sie hatte das Basilikum-Pesto vollendet, als er die Nudeln abgoss und sich mit den Salaten auf den Weg zum Esstisch machte, nachdem er die Finalisten der Deutschland-Sucht-Das-Basilikum-Blatt-Show auf die Showbühne aus Tomaten gebeten hatte.

Fertig war due vegetarische grüne Dreifaltigkeit, die das Fett auf den Lippen grün werden lies und die Zunge zu einer grünen Rutsche für einen Deutschen trockenen Riesling werden ließ.

Und Plagiate soll man zugeben: Grün ist die Hoffnung lautet der Titel eines Buches von T.C. Boyle in dem drei Jungs auf tragisch-komische Weise nach einer anderen grünen Zutat des Lebens streben. Beeindruckend lesenswertes Buch für einen Sommertag.

Lasagne al Fake

Er hatte die Welt gesehen, war tätowiert und über dreißig. Sie auch. Beide hatten schon viel erlebt, gelebt und geliebt. Dennoch gab es noch diesen einen offenen Punkt: Sie hatten noch nie Lasagne gekocht. Sie kauften streng nach den Regeln des Rezeptes und der Einkaufsliste ein und packten lieber noch 100 g oben auf. Sie hatten nichts dem Zufall überlassen, bis auf den Abend vor dem großen Abend. Dieser war von großer Freude gesegnet und endet weinselig mit der Eröffnung des Weines für die Lasagne.  So versuchten die beiden sich am nächsten Tag im Suchen des Pfiatgottlackerls vulgo Noagerl in der Flasche und in der Vorstellung der Mahlzeit. Zeit wurde es und die Zeitangabe auf dem Rezept verhieß kaum Gutes: ca. 2 Stunden.

Die Pasta in heißem Salzwasser bis zum Punkt der Bißfestigkeit kochen.  Währenddessen den Kühlschrank ausleeren und den Inhalten kleinschneiden. Schalotten, Chili und Karotten in Öl scharf anbraten, das Hackfleisch vulgo Faschiertes hinzugeben und verbraten. Die Combo mit Tomatenstücken aus der Dose übergießen, Tomatenmark hinzugeben und fest umrühren. Einen Schuss Wein oder Cognac verschneiden, mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen und abschmecken. Das Ensemble einkochen lassen, die Pasta in Teller füllen und die Sauce darüber ausbreiten.

Man muss aus keinem Ei ein Ei machen dachte er sich und streute Parmesan über die gemeinsame Lasgagen al Fake. Sie waren beide happy, hatten innerhalb von 35 Minuten gekocht und konnten weiter von der eigenen Lasagne träumen. Genau wie von Kuchen, Torten oder dem eigenen Brot.

Roquefortpasta à la Modezar oder die ungehobelte Phase

Essen ist ein Grundbedürfniss. Folglich wurde ab dem 18. Lebensjahr bei mir Kochen auch zu einem Grundbedürfniss, da ich von zu Hause ausgezogen war. Rückblickend gab es damals kein Internet (für mich), keine Kochbücher sondern nur vier Arten von Ratgebern. Die Erinnerung an die Kochkünste meiner Mutter, meine Freunde (den wenigen, denen ich über die Schulter blicken durfte und konnte), die Lokale in denen ich als Hühnerbrater/Garcon/Apprenti/Kellner tätig war und der eigene Wahnsinn. Letzteres bedeutete vor allem verschiedene Zutaten zerschnitten in eine Pfanne oder ins Backrohr zu schmeißen, eine Art Fusionsküche.

Das Gericht „Roquefortpasta“ ist dem Freundeskreis zuzuordnen. Für acht Monate in Grenoble als Erasmusstudent stationiert, besuchte mich der Modezar und zeigte sich in der WG-Küche mehr als ambitioniert bei der Zubereitung seiner Nudeln mit Roquefort. Dies ist eine kleine Ableitung, die aus einer geschmacklichen Fantasie entsprungen ist. Denn man soll Rezepte nie zu ernst nehmen. Für die Roquefortpasta à la Modezar nehmen man folgendes:

  • eine Sellerieknolle (die Blätter in heißem Wasser blanchieren)
  • ausgewählte Karotten (ebenfalls kurz gekocht und in kaltem Wasser abgeschreckt)
  • Krabben (sollte man kein Fischer sein oder keinen Fischer kennen, dann bediene man sich dem Standardwerk)
  • Kapernbeeren
  • Chilischoten

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(Ja, der grüne Häfen im Hintergrund ist in diesem Fall Statist und hat auch sonst im Leben meiner Mitbewohnerin enorme Beduetung.)

Das ganze brate man – nachdem man die großen Teile kleine geschnitten hat – in einer großen Pfanne mit einem Schuß Olivenöl an. Sobald alles fein brät, addiert man die Gewürze – Kräuter der Provence, Pfeffer, Paprika etc. – lösche mit einem Schuß Weißwein ab. Gewürfelten Roquefort dazugeben und brav mit etwas Sauerrahm einkochen lassen. Die inzwischen fertige Pasta – also bitte vorher das gesamte Rezept lesen, da es nicht der Standardnorm für Rezepte entspricht – abtropfen lassen und beifügen.

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Wer keine Krabben am Start hat, benutze stattdessen Schinken oder Salami. Als vegetarische Version könnte ich mir auch Tofu gut vorstellen. Wer überhaupt nichts von den angegebenen Zutaten zuhause hat, außer Roquefort, der nehme was da ist. Roquefort ist dominant genug, um alles zu übertünchen. Folglich auch mit dem Salz aufpassen.

Passendes Getränk aus romantischen Gründen der Erinnerung an diese WG – Danke Cedric, Nat, Etienne & Pretty (was immer du jetzt auch machst, ich hoffe, du hast gefunden was du gesucht hast.) – einen Sky (Whisky mit Cola)als Apéro und dann ein kro.

Passende Musik (für dich Modezar), ein Stück von Ferris MC: