Köche sind keine Germanisten oder Mr. Föhni im Alphabetenland unter O

In den modernen Speisekarten gibt es keine Beilagen oder Saucen mehr. Alles ist angerichtet, auf Birkenrindenschaum, an einem Karottengrünsuppchen, unter einem Bett aus gebratenen Hühnernasen oder im Duett mit einem Hauch von Wahnsinn. Aus diesem Grund, und weil Köche nur selten Germanisten sind, sind Berichte über Irrtümer immer ein großer medialer Hit. Alex Hacke füllt mit derartigen Sprachkabriolen manche seiner Kolumnen im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Auch ich kann mich für diesen Blog einer derartigen Herangehensweise nicht entziehen, da diese Speisekarte in allen Belangen flasht:

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Für alle die bei der Vorspeise das Wort „Partridge“ nicht kennen, es heißt „Huhn“. Der volle Titel des Gerichts müsste also “ Grüner Salat vom Huhn in Essiggurke“.

Ich wüsste gar nicht, was ich als erstes hätte bestellen sollen, aber diesen Dienst hat mir Mr. Föhni abgenommen, der diese Prachtexemplar eingereicht hat. Da dieser mit seiner Frau momentan für zwei Monate in Spanien weilt, geht mein Dank in diese Richtung (damit auch der Hinweis, wo dieses Lokal zu finden ist). Ich hoffe, das Wetter in Südspanien bessert sich bald und die ganzen Tapasbars sperren wieder auf. Mein Tipp: Den coolen Hinweis in allen Marco Polo Reiseführern für Spanien, dass „Betrunkene nicht zum Straßenbild gehören“, habe ich schon außer Kraft gesetzt. Also genießt es noch und denkt daran: kein Urlaub ist so beschissen, wie der in einem Londoner Hostel.

Passende Musik (ich musste mich zwischen Spanisch und Analphabetenlied entscheiden, konnte aber nicht) für Mr. Föhni und Karin zum Springen bei -10°C in Malaga:

Und das Lied für alle Köche, Alex Hacke Fans und Analphabeten unter meinen Lesern:

Passendes Getränk: Brandy in bauchigen Gläsern in spansichen Tapasbars.

130 Jahre Erfahrung – Visionen 4.0

Die Test-Gang war wieder außerhalb von Graz unterwegs. Der eine mit Nordic-Walking Stecken, der andere mit rosaroten Schnürsenkeln. Selbst im tiefsten Winter ist uns kein Weg zu weit oder beschwerlich.

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Ziel dieses Ausflugs war eine Kindheitserinnerung: das Gasthaus Martinelli auf der Leber  (der Begriff Leber kommt aus dem slawischen und bedeutet Hügel)

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Ich kann dieses urige Gasthaus nur empfehlen. Es ist das einzige seiner Art das ich kenne, das ohne Speisekarte auskommt. Der Wirt ist ein Bär von einem Mann, vor dessen Brusthaar man sich niederkniet, genauso wie der Bart der Wirtin.

Der Starter bestand aus einer Frittatensuppe (Übersetzung: Pfannkuchen- oder Fläddlesuppe) gegen den Kater von gestern vom Testernachwuchs.

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Der Senior der Test-Gang machte sich über ein Pariserschnitzel mit Reis und gemischtem Salat her. Wie im Bild ersichtlich, wurde auch er vom Hunger gequält, da er die Finger nicht mehr rechtzeitig aus dem Bild nehmen konnte.

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Der Junior fixierte sich auf ein „Gselchtes mit Sauerkraut und Knödel“ sowie zwei Beilagensalaten.

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Ein weiterer Höhepunkt dieses Gasthauses ist sein Stinkefinger allen Restaurants gegenüber, die alle Speisen in Suppentellern oder auf quadratischen Fließen anrichten glauben zu müssen. Hier wird noch auf original Gänseporzellan angerichtet.

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Bis jetzt wurde noch nicht über Desserts berichtet, da noch keine verzehrt wurden. Dies hat zwei Gründe: Senior-Tester hat zwar Lust, aber will nicht zuviel zunehmen, Junior-Tester hat einfach keine Lust auf Süßes. Dies änderte sich aber an diesem Nachmittag, da zwei Bananenschnitten als Nachspeise und Jugenderinnerung gereicht wurden.

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Passende Getränke für die Orgie waren mehrere Almdudler, Tiperl (Almdudler mit Weißwein), Weißwein pur (nicht nach der Weinkarte fragen, es gibt nur Rot- oder Weißwein wie der Senior-Tester wieder feststellen konnte) und Kaffee vom Land (nur in Verbindung mit einer Bananenschnitte genießbar).

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Auf der Kernölskala für exquisites Essen erreicht das Gasthaus Martinelli 9/10 (ja, ich kann nicht anders, ich liebe dieses Lokal) und das Service gute 8/10. Ich kann einen Ausflug dorthin allen – außer Vegetariern, da sich die Küche nie für ein passendes Gericht entscheiden konnte – empfehlen.

Passende Musik: der einzigartige … 

Passender Satz zum Abschluss:

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130 Jahre Erfahrung – Vision 1.0

Da mein Vater noch nie gekocht hat und ich während den Feiertagen maximalen einen Kaffee zubereite, machen wir uns die folgenden zwei Wochen auf eine steirische Schmankerltournee:

Den Beginn machte am 25. Dezember die Altsteirische Schmankerlstube im Herzen von Graz, ein Lokal, das man ruhig aufsuchen kann, wenn sonst nichts offen hat. Der große Schwachpunkt ist die ständig gleiche Speisekarte, die von einer gastronomischen Kreativität unter dem Nullpunkt zeugt.

Als Entrée wurde eine Knoblauchrahmsuppe gereicht. Der Seniortester griff zu einer „Gegrillten Hühnerbrust auf Kräuterschaum mit Sesamkrustenkartoffelbällchen (oder so ähnlich)“ als Hauptspeise,

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während der Filius sich mit einem „Gekochten Rindfleischscherzl mit Kürbisgemüse und Kartoffeln“ schadlos hielt. Passend dazu wurden zwei grüne Salate mit Kernöl serviert.

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Die passende Getränkebegleitung beinhaltete Puntigamer Bier, Weiße Mischungen, ein Achterl Sauvignon Blanc von Polz und ein Achterl Chardonnay von ???. Wobei letzterer wohl schon länger in der Flasche chillte.

In der Kernölwertung für guten Geschmack verteilen die objektiven Tester 5/10 Punkten, die Dirndlwertung für gutes Service bringt 8/10 Punkten und die finale Wertung für das umbedingte Besuchen für den Wertenb Leser bringt 6/10 Punkten.

Passende Musik: Fürstenfeld von STS, da es sich um das passende Lokal für Touristen und Steirer handelt, die wieder eine erste Dosis sterische Kulinarik brauchen, aber nicht zu viel, da es sonst eine Überdosis wäre.