Gabelbissen oder Muskelspiele an der Nudel

Er musste an die bekannten Sätze „Der gute Koch muss erst mal ein Spiegelei richtig machen. Das Einfache ist das Schwere.“ denken, als er den angebräunten Knoblauch mit dem Tuch aus der Pfanne hob. Neben dem Schlürfen von Aperitifen, der Auswahl der passenden Musilk

und dem Betrachten der austreibenden Chilipflanze tanzte er mit der Gitarre um die Wette und ließ den Knoblauch in der Teflonhölle schmorren. OK, du musst dich konzentrieren sagte sie und reichte ihm den Blick voll Hunger.

Also schnitt er erneut Knoblauch klein, hackte eine zweite Chilischote und brachte das Olivenöl wiederum in die Pfanne ein. Erhitzt temperierte er das Olivenöl aus Kreta und schob den Knoblauch und die Chilischote hinein, drehte den  Herd auf  Valentino Rossi und ergänzte die bereist gekochte Pasta. Abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer und Krabben machte er sich dieses mal an die perfekte Mischkulanz aus Öl und Knoblauch.  Von Antonio Carluccio wusste er noch aus dem Nachtprogramm – kurze Einführung des Autors: Der österreichische Rundfunk versteckte in seiner Anfangszeit Kochsendungen wie Pornos im Nachtprogramm – dass die italienischen Hemden-V-Ausschnitt-Träger und ihre Mamas immer eine fette Portion Olivenöl noch über die Pasta gaben.

Die Lippen glitzerten diskokugelmäßig im Takt der Foo Fighters, als die beiden der Frohsinn verschlang. Hamm und weg waren sie … nur die Muskeln hatten kein leichtes Spiel.

Lasagne al Fake

Er hatte die Welt gesehen, war tätowiert und über dreißig. Sie auch. Beide hatten schon viel erlebt, gelebt und geliebt. Dennoch gab es noch diesen einen offenen Punkt: Sie hatten noch nie Lasagne gekocht. Sie kauften streng nach den Regeln des Rezeptes und der Einkaufsliste ein und packten lieber noch 100 g oben auf. Sie hatten nichts dem Zufall überlassen, bis auf den Abend vor dem großen Abend. Dieser war von großer Freude gesegnet und endet weinselig mit der Eröffnung des Weines für die Lasagne.  So versuchten die beiden sich am nächsten Tag im Suchen des Pfiatgottlackerls vulgo Noagerl in der Flasche und in der Vorstellung der Mahlzeit. Zeit wurde es und die Zeitangabe auf dem Rezept verhieß kaum Gutes: ca. 2 Stunden.

Die Pasta in heißem Salzwasser bis zum Punkt der Bißfestigkeit kochen.  Währenddessen den Kühlschrank ausleeren und den Inhalten kleinschneiden. Schalotten, Chili und Karotten in Öl scharf anbraten, das Hackfleisch vulgo Faschiertes hinzugeben und verbraten. Die Combo mit Tomatenstücken aus der Dose übergießen, Tomatenmark hinzugeben und fest umrühren. Einen Schuss Wein oder Cognac verschneiden, mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen und abschmecken. Das Ensemble einkochen lassen, die Pasta in Teller füllen und die Sauce darüber ausbreiten.

Man muss aus keinem Ei ein Ei machen dachte er sich und streute Parmesan über die gemeinsame Lasgagen al Fake. Sie waren beide happy, hatten innerhalb von 35 Minuten gekocht und konnten weiter von der eigenen Lasagne träumen. Genau wie von Kuchen, Torten oder dem eigenen Brot.

Pariser Schnitzerl in Salzburg oder Festspiele der Viren und steifen Hälse

 

Familienwochenenden sind die reinsten Schlemmertage. Dies liegt an der Tatsache, dass meine Schwägerin ausgezeichnet kocht und mein Vater überhaupt nicht. Folglich biegen sich im heimatlichen Hafen der Tisch immer unter den besten Speisen und mein Vater besorgt die Auswärtsspiele in ausgewählten Lokalen.

Nachdem meine Schwägerin von einer Grippe niedergestreckt wurde und der Skitag der restlichen Familienmitglieder aufgrund meiner schwachbrüstigen Konstitution, vor allem aber wegen meines steifen Halses ausfallen musste, kam es zu einer kulinarischen Familienfusion die in folgendem Menü gipfelte: „Hühnersuppen-ABC“ als Entrée, „Pariser Schnitzerl an der Kartoffel“ als Hauptgang und „Topfenstrudel“ als Dessert.

Passende Musik (von meiner kochenden Nichte A. gewählt):

Nachdem sich mein Brüderchen ritterlich in den österreichischen Einkaufsdschungel geworfen hatte, meine Schwägerin bereits die Hühnersuppe aufgesetzt, ich meinen ersten Guten-Morgen-Sonnenschein-Kaffee vertilgt hatte, ergriff meine Nichte das Zepter:

Für das Hühnersuppen-ABC Hühnerfleisch mit variablem Gemüse kochen, Gewürze beifügen (der Einfachheit halber kann es gleich ein Suppenwürfel sein). Fleisch und Gemüse abseien, gekochte Karotten schneiden, mit ausgewählten Buchstaben aus der Tüte vermengen und als Entrée servieren.

abc_suppe

Für das Pariser eine Dreikampfarena aus Backpapier mit Mehl, verquirteln Eiern und einer heißen Pfanne Butterschmalz (oder Öl) aufbauen.

dreisprung

Mit einer Hand die gesalzenen und an der Seite eingeschnittenen (Puten-/Kalbs-/Schweins-)schnitzerl beidseitig mit Mehl bestäuben, dann im Eibad versenken und mit der „Eibad-Hand“ ins heiße Öl bugsieren. Dort in Ruhe chillen lassen, wenden und nach getaner Perfomance auf Kreppapier abtropfen lassen. Die Schnitzel an Kartoffel (Zubereitungsart sei jedem überlassen; diese wurden gekocht und in Butter zerlassen) auf bunten Tellern anrichten und servieren.

pariser-an-kartoffel

Für die Nachspeise werden nach Angaben meiner Schwägerin (ich war nicht live dabei, da ich Kaffeesatz lesen musste) Topfen, Schlagobers, Eigelb, Zucker, Vanillezucker, Rosinen und steif geschlagenenes Eiklar (für die „Leichtigkeit“) vermixt. Für die genaue Dosierung frage ich bei Interesse gerne nach. Auf Grund der Freude der Viren an meiner Schwägerin, wurde eine Fertigteig gefüllt, mit Eigelb bepinselt und im Backrohr versenkt.

 topfenstrudel

In einer „blauen Stunde“ – in Anspielung auf die blaue Tasse und die Dame, mit der ich diesen Begriff verbinde – den Strudel lauwarm verzehren und die Rosinen mit dem Vater teilen.

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Passendes Getränk. Stiegl Bier (wer in Salzburg weilt, der sollte umbedingt das Museum besichtigen), Kaffee und für alle Kranken jegliche Sorten von Tees.

 

P.S.: Weiteres Highlight der Familienfeier war ein Kichererbsensalat. Kichererbsen im Optimalfall kochen und mit Salz, Pfeffer, Essig und Kernöl abmachen. Flasht total.

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Roquefortpasta à la Modezar oder die ungehobelte Phase

Essen ist ein Grundbedürfniss. Folglich wurde ab dem 18. Lebensjahr bei mir Kochen auch zu einem Grundbedürfniss, da ich von zu Hause ausgezogen war. Rückblickend gab es damals kein Internet (für mich), keine Kochbücher sondern nur vier Arten von Ratgebern. Die Erinnerung an die Kochkünste meiner Mutter, meine Freunde (den wenigen, denen ich über die Schulter blicken durfte und konnte), die Lokale in denen ich als Hühnerbrater/Garcon/Apprenti/Kellner tätig war und der eigene Wahnsinn. Letzteres bedeutete vor allem verschiedene Zutaten zerschnitten in eine Pfanne oder ins Backrohr zu schmeißen, eine Art Fusionsküche.

Das Gericht „Roquefortpasta“ ist dem Freundeskreis zuzuordnen. Für acht Monate in Grenoble als Erasmusstudent stationiert, besuchte mich der Modezar und zeigte sich in der WG-Küche mehr als ambitioniert bei der Zubereitung seiner Nudeln mit Roquefort. Dies ist eine kleine Ableitung, die aus einer geschmacklichen Fantasie entsprungen ist. Denn man soll Rezepte nie zu ernst nehmen. Für die Roquefortpasta à la Modezar nehmen man folgendes:

  • eine Sellerieknolle (die Blätter in heißem Wasser blanchieren)
  • ausgewählte Karotten (ebenfalls kurz gekocht und in kaltem Wasser abgeschreckt)
  • Krabben (sollte man kein Fischer sein oder keinen Fischer kennen, dann bediene man sich dem Standardwerk)
  • Kapernbeeren
  • Chilischoten

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(Ja, der grüne Häfen im Hintergrund ist in diesem Fall Statist und hat auch sonst im Leben meiner Mitbewohnerin enorme Beduetung.)

Das ganze brate man – nachdem man die großen Teile kleine geschnitten hat – in einer großen Pfanne mit einem Schuß Olivenöl an. Sobald alles fein brät, addiert man die Gewürze – Kräuter der Provence, Pfeffer, Paprika etc. – lösche mit einem Schuß Weißwein ab. Gewürfelten Roquefort dazugeben und brav mit etwas Sauerrahm einkochen lassen. Die inzwischen fertige Pasta – also bitte vorher das gesamte Rezept lesen, da es nicht der Standardnorm für Rezepte entspricht – abtropfen lassen und beifügen.

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Wer keine Krabben am Start hat, benutze stattdessen Schinken oder Salami. Als vegetarische Version könnte ich mir auch Tofu gut vorstellen. Wer überhaupt nichts von den angegebenen Zutaten zuhause hat, außer Roquefort, der nehme was da ist. Roquefort ist dominant genug, um alles zu übertünchen. Folglich auch mit dem Salz aufpassen.

Passendes Getränk aus romantischen Gründen der Erinnerung an diese WG – Danke Cedric, Nat, Etienne & Pretty (was immer du jetzt auch machst, ich hoffe, du hast gefunden was du gesucht hast.) – einen Sky (Whisky mit Cola)als Apéro und dann ein kro.

Passende Musik (für dich Modezar), ein Stück von Ferris MC:

Blog Apple 3

 Auf zum Tanz der Vitamine im Big Apple. Nach ausreichenden Berichten zu Fast Food, Steaks und österreichischen Eigenkreationen in Harlem, ist es an der Zeit sich den gesunden Aspekten dieses Urlaubs zu widmen: den Salaten. Gemäß dem Sprachgebrauch meines Vaters, hat sich das „Hasenfutter“ in den letzten Jahren einer atemberaubenden Revolution unterworfen und Dosensalate mit Fertigdressings sind nur mehr in ausgewählten Autobahnraststationen oder ähnlichen Orten anzutreffen.

Dies hatte sich auch eine bekannte Fast Food Kette vorgenommen. Der Cranberry Salat mit Putenstreifen musste aus fünf verschiedenen Beuteln zusammengesetzt werden. Kein Wunder, dass man lieber einen Burger speist.

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Als Vorspeise gab es in der http://www.sweetwaterny.com/ in Williamsburg Austern und einen Melonen-Käse Salat. Bestandteile: Wassermelone, Schafskäse, grüne und schwarze Oliven, Kerne, Streifen von Basilikum, ein bisserl Salz, ein bisserl Pfeffer, Essig und Öl. Eine hervorragende, geschmacklich runde Sache.

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Einen Mango-Rote Rüben (alias rote Beete) Salat wurde als Katerfrühstück am letzten Tag gereicht. Abgemacht mit einer Vinaigrette wurde dieser auf Blattsalat mit Zwiebeln und einer gehörigen Portion Pfeffer (waren Gewürze historisch gesehen wertvolle Handelsgüter, so hat sich dies mittlerweile relativiert, wie man an diesem Beispiel sehen konnte) serviert. Der Kellner war ein österreichischer Schauspieler, der im Big Apple die Bretter der Welt betreten wollte. Hiermit noch einmal alles Gute. Sollte irgendein Agent diesen Eintrag lesen und Interesse bekunden, ich kann erfragen, wie dieses Lokal heißt.

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Den grünen Schlusspunkt setzt nicht der originellste Salat, sondern die bizarrste Anrichteweise. In der http://www.inotecanyc.com/about.html wird der Salat – dessen einzelne Bestandteile mir mittlerweile entfallen sind, also dementsprechend keine Rolle spielen – von einer kompletten Zange umrahmt. Erinnerte mich ein wenig an ein Wiener Lokal in dem der Grillteller in einer Scheibtruhe angerichtet wird. Ein kulinarischer Kommentar zur Scheibtruhe muss ausbleiben, da ich nur einen Kaffe getrunken habe nur ein Bier getrunken habe.

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Resümierend kann ich all diese Salatvariationen (ausgenommen Nr. 1) zum nachkochen/schneiden etc. empfehlen.

 

Passendes Getränk: ein fruchtiger Morillon vom Weingut Dreisiebner oder zum Katerfrühstück einen frisch gepressten Orangensaft und fünf Liter amerikanischen Kaffee.

 

Passende Musik: Aufgrund des Konzertes nach dem Melonen-Käse Salat die Straycats

 

 

Essig, Öl, Petersilie, Schweineköpfe und die Harnsäure

Die Lieblingsanekdote meiner Mutter beschreibt eine Situation in einem Grazer Gasthaus, in dem Sie bitte nie nach einer Speisekarte fragen, aber die ganze Kulinarik durchkosten sollten. Während ich im jugendlichen Alter von zwei Jahren von ihr gefüttert werde, stopft mir parallel dazu ein zweiter Gast immer Topfenstrudel hinein und ich war glücklich.

Folglich ist es auch schwer mich als Kostverächter zu bezeichnen, da ich im Gegenteil alles zu mir nehme. Eine große kulinarische Bereicherung in dieser Hinsicht war meine Tätigkeit in der Gamlitzer Weinstube in Graz, die zu den besten Lokalen der Stadt zählt. Kleiner Tipp: Lassen Sie sich vom Personal nicht beeindrucken, sondern laden Sie dieses auf ein kleines Bier ein.

Dort lernte ich, dass die besten Gerichte aus den Teilen des Tieres gemacht werden, die in der heutigen Zeit sonst einfach weggeschmissen werden: Kalbs- und Schweinsköpfe, alle Arten von Innereien, Schweinshaxen etc. Es geht nichts über gebackene Schweinswangerl, einen gebackenen Kalbskopf, Beuschl (das verlinkte Rezept ist die Luxusversion), Flecksuppe oder eine gute Sulz mit Kürbiskernöl (auch dieses Rezept ist die Luxusversion, da du für die einfache Sulz vor allem Schwarteln nimmst).

Nach meinem Aufenthalt in Grenoble, dessen Mannschaft ich übrigens zum Aufstieg in die erste Liga gratuliere, muss ich nun auch in München verargumentieren, warum derartige Speisen kein Scheiß sondern Spezialitäten sind. Auch wenn ich aufgrund meiner überkochenden Harnsäure all diese Spezialitäten nicht mehr essen darf, empfehle ich dne Gang zum loaklen Fleischer und das Ausprobieren derartiger „bizarrer“ Gerichte. Frei nach dem Motto „ein bisserl Essig, ein bisserl Öl, Petersilie drauf und fertig“ sollten sich auch für deutsche Geschmäcker andere Varianten auftun.

Ich schreibe das Ganze deswegen, da es mich bei meiner morgendlichen Klolektüre fast vom Thron geschmissen hat, als ich dieses Rezept im SZ Magazin fand: Schweinskopf mit Erbsen.