Gabelbissen oder Muskelspiele an der Nudel

Er musste an die bekannten Sätze „Der gute Koch muss erst mal ein Spiegelei richtig machen. Das Einfache ist das Schwere.“ denken, als er den angebräunten Knoblauch mit dem Tuch aus der Pfanne hob. Neben dem Schlürfen von Aperitifen, der Auswahl der passenden Musilk

und dem Betrachten der austreibenden Chilipflanze tanzte er mit der Gitarre um die Wette und ließ den Knoblauch in der Teflonhölle schmorren. OK, du musst dich konzentrieren sagte sie und reichte ihm den Blick voll Hunger.

Also schnitt er erneut Knoblauch klein, hackte eine zweite Chilischote und brachte das Olivenöl wiederum in die Pfanne ein. Erhitzt temperierte er das Olivenöl aus Kreta und schob den Knoblauch und die Chilischote hinein, drehte den  Herd auf  Valentino Rossi und ergänzte die bereist gekochte Pasta. Abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer und Krabben machte er sich dieses mal an die perfekte Mischkulanz aus Öl und Knoblauch.  Von Antonio Carluccio wusste er noch aus dem Nachtprogramm – kurze Einführung des Autors: Der österreichische Rundfunk versteckte in seiner Anfangszeit Kochsendungen wie Pornos im Nachtprogramm – dass die italienischen Hemden-V-Ausschnitt-Träger und ihre Mamas immer eine fette Portion Olivenöl noch über die Pasta gaben.

Die Lippen glitzerten diskokugelmäßig im Takt der Foo Fighters, als die beiden der Frohsinn verschlang. Hamm und weg waren sie … nur die Muskeln hatten kein leichtes Spiel.

too drunk to fuck

Er hatte den Zenit des Kopfpolsters erreicht während ihre Augen die Komplexität des Aspirins absorbiert hatten. Nachdem die Turntable der Nacht sich vom DJ gelöst hatten wurden die Sonnenstrahlen die Kitzler des hereinbrechenden Samstags. Als hart arbeitende Präzosiäteten des deutschen und österreichischen Proletariats trieb es beiden die Geschmacksnerven aus den Ohren und auf den Zehenspitzen ihrer Knie stahlen sie sich zum Kühlschrank. Die Vögel zwitscherten von den Ästen und kackten auf die Räder

In der kafkaesken Geschmackslosigkeit einer betrunkenen, ausgetrockneten Zunge rungen beide den Kühlschrank nieder und kredenzten sich die Quintessenz des vorhandenen:

  • 5 Bananen
  • 1l Milch
  • 2 Avocados
  • 1 Zitrone von und zu Bio
  • Krabben oder ähnliches Meeresgetier
  • Salz und Pfeffer

Als direkter Nachfolger befolgte er die Bananen in den Mixer und verdünnte sie mit der Milch. Sie häutete die Avocados, schnitt sie in kopfschmerzgerechte Stücke, fügte das beste Salz, den gemahlensten Pfeffer und frischest gekauften Meeresbewohner hinzu. Die Zitrone presste über die Einheit und zestete sich zu einer geschmacklichen Abrundung. Die Farbstaffel an Geschmack über die Zunge gleitend glitten beide wieder unter die Laken und steckten sich noch ein frisches Salzstangerl der phätten Brotmanufaktur Schmidt in die Backen.

Roquefortpasta à la Modezar oder die ungehobelte Phase

Essen ist ein Grundbedürfniss. Folglich wurde ab dem 18. Lebensjahr bei mir Kochen auch zu einem Grundbedürfniss, da ich von zu Hause ausgezogen war. Rückblickend gab es damals kein Internet (für mich), keine Kochbücher sondern nur vier Arten von Ratgebern. Die Erinnerung an die Kochkünste meiner Mutter, meine Freunde (den wenigen, denen ich über die Schulter blicken durfte und konnte), die Lokale in denen ich als Hühnerbrater/Garcon/Apprenti/Kellner tätig war und der eigene Wahnsinn. Letzteres bedeutete vor allem verschiedene Zutaten zerschnitten in eine Pfanne oder ins Backrohr zu schmeißen, eine Art Fusionsküche.

Das Gericht „Roquefortpasta“ ist dem Freundeskreis zuzuordnen. Für acht Monate in Grenoble als Erasmusstudent stationiert, besuchte mich der Modezar und zeigte sich in der WG-Küche mehr als ambitioniert bei der Zubereitung seiner Nudeln mit Roquefort. Dies ist eine kleine Ableitung, die aus einer geschmacklichen Fantasie entsprungen ist. Denn man soll Rezepte nie zu ernst nehmen. Für die Roquefortpasta à la Modezar nehmen man folgendes:

  • eine Sellerieknolle (die Blätter in heißem Wasser blanchieren)
  • ausgewählte Karotten (ebenfalls kurz gekocht und in kaltem Wasser abgeschreckt)
  • Krabben (sollte man kein Fischer sein oder keinen Fischer kennen, dann bediene man sich dem Standardwerk)
  • Kapernbeeren
  • Chilischoten

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(Ja, der grüne Häfen im Hintergrund ist in diesem Fall Statist und hat auch sonst im Leben meiner Mitbewohnerin enorme Beduetung.)

Das ganze brate man – nachdem man die großen Teile kleine geschnitten hat – in einer großen Pfanne mit einem Schuß Olivenöl an. Sobald alles fein brät, addiert man die Gewürze – Kräuter der Provence, Pfeffer, Paprika etc. – lösche mit einem Schuß Weißwein ab. Gewürfelten Roquefort dazugeben und brav mit etwas Sauerrahm einkochen lassen. Die inzwischen fertige Pasta – also bitte vorher das gesamte Rezept lesen, da es nicht der Standardnorm für Rezepte entspricht – abtropfen lassen und beifügen.

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Wer keine Krabben am Start hat, benutze stattdessen Schinken oder Salami. Als vegetarische Version könnte ich mir auch Tofu gut vorstellen. Wer überhaupt nichts von den angegebenen Zutaten zuhause hat, außer Roquefort, der nehme was da ist. Roquefort ist dominant genug, um alles zu übertünchen. Folglich auch mit dem Salz aufpassen.

Passendes Getränk aus romantischen Gründen der Erinnerung an diese WG – Danke Cedric, Nat, Etienne & Pretty (was immer du jetzt auch machst, ich hoffe, du hast gefunden was du gesucht hast.) – einen Sky (Whisky mit Cola)als Apéro und dann ein kro.

Passende Musik (für dich Modezar), ein Stück von Ferris MC: