Essen Sie das noch?

16.45 Uhr: Es zeigt 11 Grad unter 0 an. Er verlegt die Kalbssteaks vom Kühlschrank auf den Küchentisch.

17.17 Uhr: Er betrit das Lokal, bereit sich zum 5.000 Mal ein Spiel von Bayern München anzusehen und wieder daran zu scheitern.

17.31 Uhr: Er realisiert, dass am Samstag das erste Abendspiel um 18.30 Uhr angepfiffen wird.

18.25 Uhr: Die Bayernfans treffen ein, während die einsame Frau am Nachbartisch nach einer Portion Rahmspätzle noch ein Wienerschnitzel ordert. Dazu einen Apfelstrudel mit Vanilleeis.

18.40 Uhr: Gott, spielen die Bayern beschissen.

18.50 Uhr: Sein Sitznachbar beginnt ein Gespräch mit der Sitznachbarin. Er hat es auf das restliche Schnitzel, die Pommes und die Mayonnaise abgesehen.

19.00 Uhr: Sein Nachbar hat das Schnitzel verputzt, der HSV genießt den großen FCB, er sein Augustiner.

19.20 Uhr: Seine Frau mariniert die Kalbssteaks mit Öl, legt sie in eine feuerfeste Form, haut Pfeffer und Rosmarinnadeln darüber und schiebt diese bei 60 °C ins Backrohr.

19.40 Der Nachbar schiebt sich den restlichen Weißwein der mittlerweile verschwundenen Schwarzhaarigen vom Nachbartisch ein. Ihr Liebeskummer hatte Rahmspätzle, ein halbes Wiener mit Pommes und einen Apfelstrudel mit Eis gegessen. Sein Nachbar den Rest.

19.50 Uhr: Olic schiebt für Bayern ein.

20.00 Uhr: Sie bestellen die letzte Runde Bier. Der Liebeskummer hatte den Weißwein nicht bezahlt – dieser steht nun auf dem Deckel vom Sitznachbarn. Dieser trinkt darauf nur mehr ein kleines Bier.

20.30 Uhr: Ich komme nach Hause, erwärme die würfeligen Röstkartoffel und das Ratatouille. Zwei Gerichte, die man perfekt vorab zubereiten kann. Dann legt Wiley los

und ich hole die Flasche Rotwein aus der wöchentlichen gläserlichen Lethargie und spiele für meine Frau mit dem Feuer.

20.37 Uhr: Die zwei Steaks wandern in eine heiße Pfanne mit Butterschmalz, werden kurz von beiden Seiten angebraten, gesalzen und zum ruhen für vier Minuten im Backrohr versenkt.

Zeitloser Einschub: Das Kombination ist ein Klassiker für das Auge und auch bei zahlreichen Gästen leicht vorzubereiten. Für das Ratatouille je eine Zucchini, Karotte, Aubergine, Zwiebel, Paprika, Tomate klein würfeln und mit Knoblauch geblättert in Olivenöl anbraten und gut dünsten. Das Ensemble mit einer Dose gewürfelter Tomaten und Rotwein ablöschen und einreduzieren. Mit Salz, Pfeffer, Chili und Majoran gefühlsmäßig abschmecken. Die Kartoffeln ebenfalls kleinwürfelig in heißem ÖL/Schmalz anbraten und auf mittlerer Flamme dünsten lassen. Salz, Pfeffer und Rosmarin dienen als Gewürz.

22.00 Uhr: Steak verkehrt herum  gebraten. Fein. Rotwein. Lethargie.

23.00 Uhr: Sein Sitznachbar – übrigens ein Bekannter – zieht mit einer guten Unterlage und einem Tischtuch um den Hals um die Häuser. Es hat 17 Grad unter 0.

9.00 Uhr: Das Spiel der Bayern ist statisch und beschissen. Wie das eines Tabellenzweiten. Die Meinung der Zeitungen.

Vive le Vitamin – oder ein Topf gegen Fleisch

Das Wochenende hatte seine 48 Stunden auf 48 Minuten geschrumpft und die Energie für Sex, Drugs & Rock’n’Roll verschwendet. Die Sonne hatte sich mit den Sternen und Wolken abgewechselt und im Wechsel der Erinnerungen war nichts mehr sicher, als in der Küche sich das Gemüse erhob. Angriffslustig voller Vitamine und mit den Dreck und Schande als Beilage stigmatisiert, gingen Karotten, Auberginen, Tomaten, die unterschiedlichsten Spitzpaprika, Zwiebel, Knoblauch in die Offensive. Beide hatten keine andere Wahl, als sich mit diversen Hieb- und Stichwaffen zur Wehr zu setzen: Es wurde gehobelt, geschnitten, gebissen, zerrissen und geweint. Unter der Ägide von The Clash – Police and Thieves –

gab es kein Halten mehr und der große Topf wurde dem Herd aufgesetzt.  Rasch briet das Schmalz an und bereitete dem Gemüse einen heißen Empfang. Es wurde gebraten, gerührt, mit Wein, Tomatensauce und Chilipaste abgeschmeckt und der Deckel des Schweigens darüber gebreitet.  Als Beigabe für das Schmorren fügten sie noch Rosmarin, italienische Kräuter, Cumin, Salz und Pfeffer dazu. 

Als Begleitung für die Einheit aus Gemüse hatten sich die beiden für Couscous entschieden: einfach in der Zubereitung, fett als Alternative. Die Sekundanden bestanden aus einem fetten grünen Salat mit Kernöl und dem bekannten Fenchel-Orangen-Salat. Sie ließ Gemüse um Gemüse über die Zunge gleiten und schickte als Rückmeldung nur einen Wortschwall Freude aus, den er auffing zu einem Blogbeitrag verarbeitete. Das nächste Mal noch mit Kichererbsen garniert.